Dr. Werner Dänhardt – Ein Leben für den Zierpflanzenbau
Als ich im September 1970 als junger Gärtnergehilfe meine Tätigkeit im Betriebsteil Pillnitz des VEG Saatzucht Zierpflanzen Erfurt begann, ahnte ich damals natürlich nicht, dass ich heute immer noch in Pillnitz tätig sein werde und ich heute hier an einen Kollegen erinnern möchte, dessen Name untrennbar mit Pillnitz und dem Zierpflanzenbau weit über die Dresdner Region hinaus verbunden ist.
Wenn man so als junger Mensch in einen neuen Lebensabschnitt eintritt, viele Zukunftspläne noch gar nicht klar umrissen sind und so manches Neue und Fremde auf einen einstürmt, muss man erst einmal seinen eigenen Platz finden und erkennen, wo und wie es lang geht.
Unter den vielen neuen Kolleginnen und Kollegen fiel sehr schnell ein älterer Herr im weißen Kittel auf, Dr. Dänhardt. Durch die Trennung des Betriebes in Produktion und Züchtung wirkte er für mich anfangs mehr im Hintergrund. Doch schon bald strahlten seine äußerliche Ruhe und Überlegtheit wohltuend über den oftmals etwas hektisch wirkenden Alltag der gärtnerischen Produktion.
So allmählich bekam ich natürlich auch einen Einblick in die Arbeit der Züchtung, in die damalige Saatgutproduktion von Calceolarien und durch Schilderungen der älteren Mitarbeiter in die umfangreichen Forschungsarbeiten in vielen Zierpflanzenkulturen, bei denen in Pillnitz Erstaunliches geleistet worden war. Den eigentlichen Wert vieler dieser Arbeiten habe ich für mich oft erst sehr viel später erkennen können.
Sehr gut erinnere ich mich an das große Engagement von Dr. Dänhardt bei der Gestaltung von Betriebsfeiern und natürlich an die große Feier mit allen Mitarbeitern zu seinem 65. Geburtstag. Dazu wurde, wie konnte es passender sein, der Azaleenblock umfunktioniert.
Sein Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben konnte ich auf Grund einer anderen „gesellschaftlichen Verpflichtung“ allerdings nicht miterleben.
Diese wenigen Jahre reichen natürlich nicht für eine umfassende Schilderung der beruflichen und gesellschaftlichen Aktivitäten von Herrn Dr. Dänhardt. Deshalb bin ich auf die Hilfe Vieler angewiesen gewesen, die mich mit Informationen, Daten und Kopien unterstützt haben. Mein besonderer Dank gilt hierbei den Dänhardtschen Familienangehörigen.
Lassen Sie mich jetzt einfach ein paar wichtige Daten aus seinem Leben nennen. Geboren wurde Werner Dänhardt am 19. Mai 1909 in Erfurt. Sein Vater, Walter Dänhardt, war Gärtner, Fachlehrer und auch Schriftleiter an Möllers Deutscher Gärtnerzeitung. Nach dem Besuch der Oberrealschule in Dresden- Johannstadt begann für Werner Dänhardt die Gärtnerlehre unter Alexander Steffen in der Staatlichen Versuchs- und Beispielsgärtnerei in Pillnitz. Nach der Lehre führten ihn seine Wanderjahre in die Baumschule Bellinghausen im Rheingau, in die Schnittblumengärtnerei Engelmann in England, in die Gärtnerei Man nach Aalsmeer und die Baumschule Stephan nach Brockwitz. Dank eines Reisestipendiums der Sächsischen Gesellschaft für Gartenbau und Botanik „Flora“ konnte er Fachreisen nach Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland unternehmen.
Von 1933 bis 1936 absolvierte er ein Gartenbaustudium an der Berliner Universität und erlangte damit den Titel eines Diplomgärtners.
Nach dem Studium wirke er in verschiedenen Organisationen des Gartenbaus und der Landwirtschaft in Sachsen, Sachsen- Anhalt und Mecklenburg und war unter Professor Maurer in Berlin- Dahlem auf gärtnerisch ökonomischem Gebiet wissenschaftlich tätig.
Der zweite Weltkrieg wurde für ihn ab 1942 bittere Realität und endete 1946 mit der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Fast die Hälfte der jungen Kollegen, mit denen er während des Studiums immer im intensiven Gedankenaustausch stand, überlebte das Inferno des Krieges nicht. Diese Zeit hat ihn persönlich stark geprägt, aber auch Kontakte eröffnet, die er später nutzen konnte, allerdings nicht immer wohlwollend von anderer Seite gesehen. Davon wird noch zu berichten sein.
Nach dem Krieg war er zunächst als selbständiger Landschaftsgärtner und Obstbaumpfleger in Langebrück tätig. Ab 1949 war er als Sachbearbeiter für die Deutsche Saatzuchtgesellschaft in Dresden tätig, danach Sachbearbeiter Gartenbau beim Landkreisamt Dresden und Fachlehrer an der Berufschule in Dresden.
Am 10. Mai 1951 übernahm er die Leitung der Abteilung Zierpflanzenbau an der Versuchs- und Forschungsanstalt in Dresden- Pillnitz.
Hier galt es in erster Linie, Strukturen aufzubauen, die den zukünftigen Aufgaben gewachsen waren und die Kriegsfolgen zu überwinden. Viele der Mitarbeiter in diesen Jahren haben später an hervorragender Stelle im Gartenbau gewirkt. Neben den immer wieder auftretenden personellen Problemen kamen die Versorgungsengpässe bei Brennstoffen und anderen Materialien und die technischen Unzulänglichkeiten, die eine kontinuierliche Entwicklung behinderten. Neben den Aufgaben, die ihm seine neue Tätigkeit stellte, war Werner Dänhardt aber auch noch in vielen anderen Funktionen aktiv. So war er noch bis Ende Juni 1951 Lehrer an der Berufschule Dresden – Ost und ab Juni Dozent an der Fachschule Dresden – Pillnitz.
Er war Vorsitzender des Prüfungsausschusses für die Lehrabschlussprüfungen für Gärtner beim Amt für Arbeit des Stadtkreises Dresden und Leiter des Kollektivs für Zierpflanzenbau zur Erstellung von Ausbildungsunterlagen für Gärtner in den volkseigenen Betrieben.
Er engagierte sich als Vorstandsmitglied der Sektion Botanik und Gartenbau des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands – Kreis Dresden, einem Nachfolger der legendären „Flora“, der schon sein Vater, Walter Dänhardt als Vorstandsmitglied angehörte. Weiterhin war er Pressereferent des Ausschusses zur Durchführung der Orangerieschauen der VdgB- Dresden, Mitglied des Kulturausschusses der Untergruppe Moorbeetkulturen der ZVdgB, Mitglied der Kommission zur Dahlienneuheiten Bewertung 1951 und stellvertretendes Mitglied der Kommission zur Anerkennung von Cyclamen.
Auf sein Drängen wurden ab 1952 eine wöchentliche Dienstberatung und eine monatliche Belegschaftsversammlung eingeführt, anfangs nicht immer konsequent durchsetzbar, aber dann doch immerhin bis 1991 regelmäßig durchgeführt.
Wichtig waren neben der Forschungs- und Züchtungstätigkeit immer die Kontakte zu anderen Einrichtungen und Kollegen, der Besuch von Ausstellungen, anfangs auch noch im Westen Deutschlands, der rege Informationsaustausch und das Hinaustragen von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis.
Eine große Rolle spielten dabei die im nahen Umfeld organisierten Ausstellungen und Sortenvergleichsschauen. So wurden in den ersten Jahren nach dem Krieg in der Orangerie und im Palmenhaus sehr zahlreiche Ausstellungen mit Azaleen, Chrysanthemen, Cyclamen, Sommerblumen und Treibgemüse durchgeführt, die eine große Beachtung bei den Fachleuten, aber auch bei der Bevölkerung fanden.
Neben den Aktivitäten außerhalb wurden aber auch in der Gärtnerei zu bestimmten Anlässen die Türen für Besucher geöffnet. Erwähnenswert sind hier die bei vielen Älteren unvergessenen Mimosenschauen. Dank der umfangreichen Kontakte auch in die künstlerische Ebene Dresdens, konnten diese Mimosenschauen 1955 mit einem Musikabend verbunden werden. Ein Konzert in blumiger Umgebung war schon etwas ganz Besonderes.
Die Forschungsarbeiten an den verschiedensten Kulturen des Zierpflanzenbaus, die in den folgenden Jahren in Pillnitz durchgeführt wurden, bildeten teilweise eine Art Grundlagenforschung mit weit reichender Bedeutung, in vielen Aufgabenstellungen war das Pillnitzer Kollektiv seiner Zeit weit voraus. Viele damals bedeutende Kulturen wurden züchterisch bearbeitet, bei einigen wurden in Pillnitz die ersten deutschen Züchtungen überhaupt auf den Markt gebracht. Alle wichtigen Ergebnisse auflisten zu wollen, birgt die Gefahr, nicht vollständig zu sein, sodass ich nur auf einige wenige Arbeiten eingehen möchte.
Diese umfänglichen Arbeiten konnten nur mit einer guten Mannschaft bewältigt werden, viele bekannte Namen waren in Pillnitz tätig. Auch hier verzichte ich bewusst auf eine Auflistung von Mitarbeitern, um der Gefahr aus dem Wege zu gehen, jemanden zu vergessen.
Werner Dänhardt war für alle diese Aufgaben der Vordenker und Koordinator und er musste ständig die tägliche Arbeit der Gärtnerei gegen alle Engpässe, Havarien und fehlende materielle Zuweisung sicherstellen. Bei allen oft noch so aussichtslosen Situationen haben ihn nie der Optimismus und die Zuversicht auf bessere Zeiten verlassen.
Bei allen Forschungs- und Züchtungsaufgaben stellte er hohe Anforderungen an die Ziele. Er setzte sich frühzeitig für eine Bereinigung der bisher unklaren Farb- und Sortenbezeichnungen bei Cyclamen ein. In einem Artikel in der Gärtnerpost formulierte er 1951 drei wesentliche Voraussetzungen zum Anbau von Primula malacoides. Dabei empfiehlt er:
1. Der Anbau muss in vernünftigem Umfange durchgeführt werden.
2. Nur erstklassiges Saatgut bester Sorten aus anerkannt guten Zuchtbetrieben darf ausgesät werden.
3. Nur einwandfreie Ware darf dem kaufenden Publikum angeboten werden.
Anlässlich einer Tagung der Untergruppe Dahlien und Gladiolen der VdgB zur Neuheitenprüfung bei Dahlien stellte er in einem Referat folgende Ziele vor: „Man muss sich darüber im Klaren sein, dass auch bei einem Prüfungssystem nichts vollkommen ist. Es ist aber erforderlich, danach zu streben, so gewissenhaft wie möglich, so gut wie möglich und so objektiv wie möglich eine Neuheit zu prüfen und zu bewerten.“
Diese Vorgaben galten für alle anderen Kulturen ganz genauso. Ziel war immer, beste Sortimente zu schaffen, die Sicherheit der Produktion zu verbessern und eine hohe Qualität für den Verbraucher zu garantieren. So galt die Arbeit zum einen der Auslese und Züchtung neuer Sorten, es wurden aber auch entscheidende Untersuchungen zu verschiedenen Krankheitsursachen und deren Eindämmung vorgenommen, um die Kultursicherheit zu erhöhen.
Frühzeitig entwickelte er eine strenge Haltbarkeitsprüfung für Schnittblumen.
Erkannt wurde auch die wichtige Desinfektion gärtnerischer Erden durch Dämpfen.
Mit Versuchen zur Schaffung einer Einheitserde, die für alle Gärtner gleiche Ausgangsbedingungen ermöglicht, gingen Untersuchungen zur Nährstoffbedürftigkeit der einzelnen Kulturen einher. Damit war es möglich geworden, die Kulturen entsprechend ihren Bedürfnissen zu ernähren und die Produktion zu steigern.
Eine besondere Aufmerksamkeit galt auch der Verwendung von Torf in den gärtnerischen Erden und es gab Versuche zur Ermittlung des günstigsten Torf- Ton- Verhältnisses bei der Verwendung in Topfsubstraten.
Auf einem internationalen Kongress für universelle Moorforschung in Franzensbad im Jahre 1960 referierte Werner Dänhardt über „Die Bedeutung der Torfe für den Zierpflanzenbau“
Mit der Kultur und Züchtung von Clivien und deren Ergebnissen promovierte Werner Dänhardt 1963 an der Berliner Humboldt- Universität zum Dr. agr.
Von großer Bedeutung war die Einführung der Hydrokultur bei Topfpflanzen. Die Schaffung des Pillnitzer Hydroziertopfes und die Entwicklung des Mehrnährstoffdüngers „WoPil“ sind sicher vielen hier Anwesenden noch in guter Erinnerung.
Auch an die Errichtung der Rollhäuser und die Forschungen zu deren optimaler Nutzung möchte ich hier erinnern. Mit dieser Entwicklung stand eine völlig neue Technologie für die Produktion zur Verfügung.
Gearbeitet wurde unter anderem auch an Edelnelken, Freesien, Gloxinien, Chrysanthemen, Rosen, Kamelien, Akazien, Azaleen, Calceolarien und Gerbera. Diese Arbeiten wurden immer schnell an die Praxis weiter gegeben, in nahezu allen sich bildenden Erzeugnisgruppen waren Pillnitzer Gärtner maßgeblich beteiligt.
Auf die traditionsreichen Pillnitzer Mimosenschauen hatte ich schon hingewiesen, interessant ist aber auch, dass in manchen Jahren bis 20 000 Kamelienblüten als Schnittblumen verkauft wurden.
Während der Institutszeiten wurden in der Abteilung Zierpflanzenbau 53 Neuzüchtungen entwickelt und der Praxis übergeben. Unter der Leitung von Dr. Dänhardt wurden 29 wissenschaftliche Berichte zu Forschungsaufträgen, 2 Dissertationen und 2 Diplomarbeiten abgeschlossen. In wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Zeitschriften wurden fast 200 Veröffentlichungen und über 300 Vorträge von Mitarbeitern der Abteilung registriert. Dr. Werner Dänhardt selbst hielt von 1955 bis 1957 an der Karl- Marx- Universität Leipzig Vorlesungen über speziellen Zierpflanzenbau.
1966 wurde die Abteilung Zierpflanzenbau in Pillnitz aufgelöst und der Betrieb wurde an das VEG Saatzucht Zierpflanzen Erfurt als Betriebsteil angegliedert. Die Umstellung auf einen Produktionsbetrieb hatte weit reichende Konsequenzen. Die Forschung wurde weitestgehend eingestellt und Dr. Dänhardt übernahm die Funktion des Saatzuchtleiters. In den Folgejahren wurden umfangreiche Sortimente bei Saintpaulien, Gerbera, Azaleen, Rhododendron und Streptocarpus gezüchtet und auf den Markt gebracht. Die Gärtnerei wurde baulicherseits zu einem Produktionsbetrieb umfunktioniert und traditionsreiche Pillnitzer Kulturen blieben auf der Strecke.
Eine der wichtigsten Kulturen, die in langen Jahren in Pillnitz erforscht und intensiv züchterisch bearbeitet wurden und der Pillnitz später einen Teil seines Rufes verdankt ist die Gerbera. Als eine der relativ jungen Zierpflanzen in Europa galt sie anfangs als nahezu unbeherrschbar. In mühevoller Arbeit entdeckte man Bodenpilze als Ursache für das oft plötzliche Gerberasterben. Die ersten Pillnitzer Gerberasorten werden 1961 zugelassen, damals noch sehr nahe an der Blumenform der ursprünglichen Gerbera jamesonii. Die Züchtung wird auch nach der Umstrukturierung intensiv fortgesetzt, viele neue Sorten kommen in den folgenden Jahren auf den Markt und ökonomisch wird die Gerbera mit der Jungpflanzen- und der Schnittblumenproduktion die Haupteinnahmequelle.
Im Jahre 1969 erscheint das erste Fachbuch weltweit über „Gerbera“, eine Zusammenfassung der langjährigen Forschungstätigkeiten des Pillnitzer Kollektivs und ein viel beachtetes Werk im Neumann Verlag.
Wichtige Züchtungsziele waren sichere Kulturbedingungen, gute, vor allem Wintererträge, lange Haltbarkeit und natürlich attraktive Blumen.
Eine andere und für ihn persönlich sicher auch sehr wichtige Pflanzenart waren die Rhododendren. Eine Reihe von Azaleensorten erblickte in Pillnitz das Licht der Welt. Eine besondere züchterische Leistung stellen aber sicher die kleinlaubigen frostharten Kiusianum- Hybriden dar. Benannt nach den Steinen der Sächsischen Schweiz stehen sie heute noch in vielen Gärten.
Dr. Dänhardt ist einer der Väter des Rhododendrongartens in Wachwitz, darüber wird später noch berichtet werden.
Die Liebe zu den Rhododendren sorgte allerdings 1972 zur Eröffnung eines Disziplinarverfahrens „wegen schuldhafter Verletzung der Arbeitspflichten“ von Seiten des Direktors des VEG. Was war der Grund: Durch Zufall war ihm ein Heft der amerikanischen Rhododendrongesellschaft in die Hände gekommen, dadurch entstand ein Kontakt zu Bob Schwind, einem deutschstämmigen Amerikaner, der in der Folge immer wieder Sämereien über den großen Teich schickte und Dr. Dänhardt wurde Mitglied der amerikanischen Rhododendrongesellschaft. Das blieb auf Dauer natürlich nicht verborgen und war auf gar keinen Fall mit dem Regime eines sozialistischen Betriebes vereinbar.
Eine Bemerkung am Rande sei mir gestattet, dieser Bob Schwind schickte in der Folge immer wieder Saatgut, auch von Kamelien, und die Verbindung lief dann über Herrn Knorr, der als Züchter im VEG Baumschulen Dresden ein enger Partner von Dr. Dänhardt war. Ein großer Teil der aus diesen Samen gewachsenen Kamelienpflanzen steht nun seit einigen Jahren im Kübelpflanzenbestand der Pillnitzer Orangerie.
Dr. Dänhardt hat immer den Kontakt über Ländergrenzen zu den Kollegen gesucht, anfangs in Richtung Ost und West, später wurde die eine Seite immer schwieriger. Während er Anfang der Fünfziger Jahre noch begeistert vom Besuch und dem Erfahrungsaustausch auf der Bundesgartenschau in Hannover berichtet, geht sein Blick aber auch zu den Kollegen in den sozialistischen Ländern. Auf Fachtagungen hält er Vorträge in der damaligen Sowjetunion, in Ungarn und besondere Verbindungen gibt es in die damalige CSSR.
In Westdeutschland hatte sich der Freundeskreis der Pillnitzer gegründet, so lange es möglich war, gab es regelmäßige Treffen zwischen diesem Freundeskreis und Kollegen aus dem Osten. Dr. Dänhardt hielt stets einen engen Kontakt zu diesen im Westen Deutschlands aktiven ehemaligen Pillnitzern. Es gab regelmäßige Briefe zwischen den Familien Kienast und Dänhardt. In den regelmäßigen Mitteilungen des Freundeskreises kann man immer wieder Beiträge von Dr. Dänhardt lesen, wie auch dieser Freundeskreis immer ein intensives Interesse am Geschehen in Dresden und besonders Pillnitz hatte.
Leider konnte er nicht erleben, wie in Pillnitz die gärtnerische Ausbildung wieder Einzug gehalten hat und der Verband der ehemaligen Dresden- Pillnitzer gegründet werden konnte.
Durch sein umfangreiches Engagement in sehr vielen Fachgremien, der Arbeit in den Erzeugnisgruppen und der Gründung des zentralen Arbeitskreises Rhododendron war er natürlich in vielen Fachjurys zur Bewertung von nationalen und internationalen Gartenbauausstellungen gefragt.
Warum ihm nie die Auszeichnung „Verdienter Züchter des Volkes“ überreicht wurde, kann man nur spekulieren. Vielleicht hat er sich nie vereinnahmen lassen und immer zu seiner zutiefst humanistischen Haltung gestanden. Das passte vielleicht nicht immer in einen sozialistischen Betrieb.
Neben den wirklich breit angelegten fachlichen Aktivitäten hat er aber auch immer eine intensive Beschäftigung mit der Kultur in all ihren Nuancen gesucht. Manches Kulturereignis in Dresden ist von ihm mit initiiert worden, besonders fühlte er sich aber der Musik verbunden. Einige der Kollegen werden sich noch an seine Auftritte mit der Violine vor der Belegschaft erinnern können.
Ein großes Herz hatte er immer für Kinder, bezeichnend ist ein Foto anlässlich seiner Geburtstagsfeier mit dem dabei anwesenden „Gärtnernachwuchs“.
Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben war seine unermüdliche Arbeit für den Berufsstand keinesfalls zu Ende. Vorträge und aktive Mitarbeit bei den verschiedensten Arbeits- und Freundeskreisen bestimmten weiterhin seinen Alltag.
In den Jahren 1985/ 86 erstellte Dr. Werner Dänhardt im Auftrag des VEG eine Studie „Zur Zukunft der Pillnitzer Gärtnerei“ mit dem Zusatztitel „Tradition und Fortschritt“. Leider wurde diese Studie nie vollendet, interessante Aspekte und Überlegungen enthält sie allerdings. Sie zeugt in hohem Maße davon, wie intensiv er immer mit diesem Betrieb verbunden war.
Am 04.November 1986 wurde er während einer Veranstaltung des Kulturbundes aus seinem Leben gerissen.
Sinngemäß hat Karl Förster einmal gesagt, dass ein Leben für den Beruf des Gärtners viel zu wenig ist, Dr. Werner Dänhardt hätte mit Sicherheit ein zweites mit intensiver Arbeit füllen können.
Wolfgang Friebel
Pillnitz am 15. Mai 2009