Am 7./8. März fanden zum zehnten Mal die „Pillnitzer Gewächshaustage“ statt. Die Tage der offenen Tür in den Pillnitzer Lehr- und Versuchsgewächshäusern werden traditionell gemeinsam von den im „Grünen Forum Pillnitz“ zusammen arbeitenden Einrichtungen durchgeführt. Das sind das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit seiner Abteilung Gartenbau einschließlich der gartenbaulichen Fachschulen, die Hochschule für Technik Dresden (HTW) mit den in Pillnitz angesiedelten „grünen“ Studiengängen sowie das Julius Kühn-Institut für Züchtungsforschung an Obst (JKI). Alle drei nutzen heute mit modernen Lehr- und Versuchsgewächshäusern das vor 100 Jahren als „Neue Königliche Hofgärtnerei“ errichtete historische und denkmalgeschützte Ensemble. Weiterer wichtiger Partner vor Ort ist Schloss und Park Pillnitz.
Kernstück der Gewächshaustage 2015 war eine von Pillnitzer Fachschülern gestaltete Ausstellung, diesmal zum Thema „Pflanzen und ihre Verwendung“. Die 22 jungen Leute bereiten sich an der Fachschule für Gartenbau auf ihre Meisterprüfungen im Baumschulwesen, dem Gemüse-, Obst- oder Zierpflanzenbau vor. Die Ausstellungsbeträge lieferten so Beispiele für die Verwendung von Pflanzen aus der Breite des Gartenbaus. Bei einem Bewertungsrundgang wurden aus den 22 guten und sehr guten Beiträgen die besten ausgewählt. Freundlicherweise stiftete der Verband Ehemaliger Dresden-Pillnitzer e. V. Preisgelder, mit denen die besten Ausstellungbeiträge ausgezeichnet werden konnten. Wegen der hohen Leistungsdichte an der Spitze wurden der 3. und 2. Platz je zweimal vergeben.
Einen der zwei dritten Plätze erreichte Ivonne Kahle mit ihrem Beitrag zum Kürbis in seiner großen Verwendungsbreite von der Veredlungsunterlage für Gurken bis hin zur Suppe. Richard Beuchler, der den zweiten dritten Platz errang, informierte unter dem Motto „Kleine Dosis – große Wirkung“ anschaulich zu sekundären Pflanzeninhaltsstoffen in verschiedenen Gemüsearten und deren Wirkungen auf den menschlichen Organismus. Die zwei zweiten Preise gingen an Dietrich Beiermeister und Tobias Hahn. Der in Schwaben beheimatete Dietrich Beiermeister präsentierte „Küchenkräuter – Die Geschmackswunder“ von kleinen „Töpfelen“ bis hin zu übergroßen Pflanzenkübeln, in denen die Kräutervielfalt auch ästhetisch voll zum Tragen kam. Tobias Hahn hatte eigens für die Ausstellung Apfelschaumwein hergestellt, der verkostet werden konnte. Sein Anliegen war es zu zeigen, wie durch die Erweiterung der Produktpalette in Obstbaubetrieben neue Käuferschichten erreicht werden. Den ersten Platz erlangte Sebastian Koch mit dem Thema „Zimmerpflanzen – Grüne Lunge im Büro“. Bis ins Detail hatte er liebevoll ein begrüntes Büro gestaltet. Die Vorteile einer Raumbegrünung von der Lärmminderung über die Luftbefeuchtung und den Abbau von Schadstoffen bis hin zu ästhetischen Wirkung wurden verdeutlicht. Mit den „Indoor Heros“ lief auf den PCs eine Datenbank zu den besonders geeigneten Pflanzenarten.
Eine Gruppe von vier Fachschülern der Fortbildungsrichtung Techniker Produktionsgartenbau beteiligte sich mit einem besonderen Beitrag an der Ausstellung. Ihr eigentliches Projekt ist die Gestaltung eines gärtnerisch gepflegten Grabfeldes zum schwierigen Thema „Totgeburt“ auf der Sächsischen Landesgartenschau 2015 in Oelsnitz/Erzgebirge. Bei den Pillnitzer Gewächshaustagen wurden die einzelnen Gestaltungsideen sowie die daraus entwickelte Gesamtkonzeption vorgestellt. Grundgedanke ist ein gärtnerisch gepflegtes Grabfeld mit individuellen Grabstellen für das persönliche Erinnern. Wesentliche Gestaltungselemente wurden beispielhaft aufgebaut und präsentiert. Das große Interesse der insgesamt 2300 Besucher war für alle beteiligten Fachschüler überwältigend. Als gefragte Gesprächspartner waren sie fast pausenlos im Einsatz. Wie geachtet gärtnerische Kompetenz ist, wie speziell teilweise diskutiert wurde und welche Anerkennung zurückkam, gehörte zu den wichtigen Erfahrungen aus diesem Projekt – neben aller Mühe bei der Vorbereitung.
Die Pillnitzer Gewächshaustage 2015 waren zugleich Tag der offenen Tür der Fachschulen. Eine Reihe von Interessenten ließ sich ausführlich zu den Fortbildungsmöglichkeiten zum Techniker oder Meister informieren. Besonders gefragt sind derzeit Bildungsgänge im Garten- und Landschaftsbau. Das Thema Pflanzenverwendung steht ja auch da im Mittelpunkt und wurde durch Planzeichnungen aus Projekten der Galabau-Fachschüler veranschaulicht.
In den Versuchsgewächshäusern des LfULG gab es üppig blühende Cyclamensortimente, Tausendschönchen, Primeln und neue Frühjahrsblüher zu sehen. Auch in die „Kinderstube“ der Beet- und Balkonpflanzen für die kommende Saison waren Einblicke möglich. Besonders beachtet wurden blühende und duftende (!) Schaupflanzen von Sachsens Balkonpflanze des Jahres 2015, der Lobularia ‘Stream‘-Serie. Versuche mit Topfnelken, samenvermehrten Beet- und Balkonpflanzen sowie Schautafeln informierten zum laufenden Forschungsprojekt zur Reduzierung des Phosphoreinsatzes im Zierpflanzenbau.
Tomaten- und Gurkenpflanzen in modernen Kultursystemen sowie vielfältige Versuche zu Beleg-, Bachelor- und Masterarbeiten waren in den Gewächshäusern der HTW zu sehen. Interessante Ideen zum Grün im urbanen Bereich gab es zu sehen, wie neue Systeme für grüne Wände mit Gräsern oder den „Salat aus der Flasche“. Selbstverständlich wurde auch zu den angebotenen Studiengängen im Gartenbau informiert. Von hoher Attraktivität war wiederum die Cafeteria, für viele Besucher ein guter Platz, um auf ihrem langen Rundgang durch alle Einrichtungen neue Kraft zu schöpfen.
Das Julius Kühn-Institut für Züchtungsforschung an Obstkulturen informierte zu aktuellen Züchtungszielen und -methoden in Erdbeer-züchtung sowie zur laufenden Sichtung des Pillnitzer Sanddorn-sortimentes. Große Beachtung fanden Zierapfelsorten, die sowohl als Bestäuber im Erwerbsobstbau als auch als Ziergehölze mit attraktivem Fruchtschmuck Verwendung finden können. Publikumsmagnet war auch die Erläuterung und praktische Vorführung der Veredlung bei Obstgehölzen.
Dass viele Besucher Orientierungsschwierigkeiten hatten, ob sie sich nun gerade beim LfULG, der HTW oder im JKI befanden, ist als Zeichen der guten Zusammenarbeit der Einrichtungen des „Grünen Forums Pillnitz“ zu werten. Pillnitz steht für die Einheit von Lehre und Forschung für den sächsischen Gartenbau auf allen Ebenen.
Stephan Wartenberg
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie